Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Ein Asteroid rast im Weltall auf die Erde zu. Er ist länger als der Eiffelturm, hat die Form einer Erdnuss und könnte eventuell unseren Planeten treffen. Klingt beängstigend, oder? Und das Szenario ist nicht einmal erfunden. Allerdings ist der fragliche Asteroid mit der Bezeichnung 2024 ON bereits an der Erde vorbeigerauscht. Aber seit seiner Entdeckung im Juli 2024 hat der Asteroid mit einem Durchmesser von 370 Metern allerhand Schlagzeilen gemacht. Damals bewegte er sich mit rund 40.000 Kilometern pro Stunde in Richtung Erde und wurde von Weltraumbehörden als „potenziell gefährlich“ eingestuft. Bald aber berechneten Astronomen, dass er in einer Entfernung von rund einer Million Kilometern – mehr als das Doppelte der Entfernung zum Mond – an unserem Planeten vorbeifliegen würde. Und das tat er dann auch.
Für die Sicherheit auf der Erde sind vor allem „erdnahe Objekte“ (Englisch: Near-Eearth Objects, kurz: NEOs) relevant. Das Büro der Vereinten Nationen für Weltraumfragen UNOOSA in Wien definiert diese Objekte als Asteroiden oder Kometen, die nahe an der Erdumlaufbahn vorbeifliegen. Das ist der Fall, wenn ihr Perihel – die geringste Entfernung zur Sonne – weniger als 195 Millionen Kilometer beträgt. Die Erde umkreist die Sonne in einem Abstand von etwa 150 Millionen Kilometern, in kosmischen Dimensionen gelten solche Abstände als Nachbarschaft. Wissenschaftlern wie Cano sind rund 34.000 NEOs bekannt, aber keiner der größeren befindet sich derzeit auf einem Kurs, auf dem er die Erde treffen würde.
Asteroiden der Größe von 2024 ON treffen die Erde etwa einmal alle 10.000 Jahre. Asteroiden mit einem Durchmesser von mehr als einem Kilometer, wie der Chicxulub-Asteroid, der vor 66 Millionen Jahren die Erde traf und vermutlich zum Aussterben der Dinosaurier führte, schlagen etwa alle 260 Millionen Jahre ein. Aber auch kleinere Objekte haben zerstörerisches Potenzial. Je nach Geschwindigkeit und Eintrittswinkel in die Erdatmosphäre könnte ein 40 Meter dicker Felsbrocken eine ganze Stadt auslöschen. Hunderttausende solcher kleineren NEOs sind noch nicht katalogisiert. „Wir entdecken jedes Jahr etwa 3000 erdnahe Asteroiden“, so Cano, „aber wir müssen sie schneller finden.
In den vergangenen zehn Jahren suchte das im Weltraum stationierte Teleskop NEOWISE nach NEOs und fand mehr als 158.000 von ihnen. 2024 musste es außer Dienst gestellt werden. Die Nachfolgemission heißt Near-Earth Object Surveyor und soll 2027 starten. Der NEO-„Vermesser“ soll vor allem die restlichen potenziell gefährlichen Asteroiden (PHAs) in einem Umkreis von 50 Millionen Kilometern um die Erde. …………….