Nach Einschätzung von Peter Neumann, einem Extremismusforscher am King’s College in London, besteht die Möglichkeit, einen großen Teil derjenigen, die derzeit zur AfD neigen, wieder für demokratische Parteien zu gewinnen. Laut den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Dienstagausgaben) sind fast die Hälfte der AfD-Sympathisanten Protestwähler. Neumann erklärt, dass diese Menschen keine geschlossene rechtsextreme Weltanschauung haben und dass es möglich ist, sie zurückzugewinnen. Im Gegensatz dazu seien die Wähler, die bei der letzten Bundestagswahl bereits für die Partei gestimmt haben, „Überzeugungstäter“. Er betont, dass die AfD mittlerweile eine antidemokratische und rechtsextreme Partei geworden ist.

Neumann stellt jedoch klar, dass nicht alle Wähler der AfD zu 100 Prozent rechtsextrem seien und dass der Trick darin bestehe, die Wähler anzusprechen, ohne mit der Partei zusammenzuarbeiten. Eine Zusammenarbeit mit der AfD sei ausgeschlossen. Es sei wichtig, zu verstehen und zu erklären, welche Absichten die AfD verfolgt. Nach Neumann strebt die Partei eine Art illiberale Demokratie nach ungarischem Vorbild in Deutschland an. Sie arbeite darauf hin, die Demokratie schrittweise auszuhöhlen und alle Kontrollinstanzen wie Medien, das Parlament und die Gerichte zu untergraben und mit eigenen Leuten zu besetzen.

Neumann äußerte sich auch zur Abstimmung im Erfurter Landtag, bei der die CDU mit den Stimmen von FDP und AfD eine Steuersenkung durchsetzte. Er sieht darin jedoch keinen Dammbruch. In Ostdeutschland gebe es jedoch deutliche Risse in der Brandmauer zwischen CDU und AfD, während sie im Westen noch stabil sei. Für die Führung der Partei sei dies eine große Herausforderung. Bei den Landtagswahlen im kommenden Jahr besteht jedoch die Gefahr eines Dammbruchs, wenn die AfD mehr als 30 Prozent der Stimmen erhält, warnt der Extremismusforscher.