5 Gründe zur Hoffnung für den Klimaschutz – DW – 19.12.2023

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5 Gründe zur Hoffnung für den Klimaschutz – DW – 19.12.2023


Viele klimafreundliche Veränderungen kommen schneller voran als gedacht, das zeigt eine neue Studie der deutschen Denkfabrik NewClimate Institute.

Sie beschäftigt sich mit technologischen und gesellschaftlichen Fortschritten bei der Umsetzung des Pariser Klimaabkommens von 2015. Die Autoren zeigen, welche Trends sie zuversichtlich machen, dass die Erderwärmung doch noch auf 1,5-Grad begrenzt werden kann.

1. Klimabewusstsein im Mainstream angekommen 

Vor dem Pariser Klimaabkommen sei das Bewusstsein über die Gefahren der Klimaerwärmung noch nicht so weit verbreitet gewesen, so der Bericht. Doch inzwischen ist das Thema nach Ansicht der Autoren zum Mainstream geworden und wird in allen Teilen der Gesellschaft diskutiert. Auch die Medien berichten inzwischen mehr über Klimathemen, allerdings gäbe es auch immer mehr Fake News, stellen die Autoren fest.

Eine Folge des Bewusstseinswandels: immer mehr Klimaproteste. Besonders junge Menschen fordern etwa bei den Bewegungen Fridays for Future, Extinction Rebellion, Just Stop Oil oder Letzte Generation rasches Handeln. Sie würden dazu beitragen, dass „die politischen Entscheider das Thema angehen“, so die Studie.

Zusätzliches Gewicht bekommen die Forderungen der Klimaschützer durch die wachsende Zahl von Gerichtsverfahren gegen Staaten und Unternehmen. Die Kläger drängen auf Einhaltung nationaler Regeln bei Klima- und Umweltschutz und bekamen in vielen Fällen Recht. So forderte als Folge einer Klimaklage in Deutschland das Bundesverfassungsgericht 2021 die Regierung auf, die Emissionen bis 2030 schneller zu senken.

Gleichzeit helfe die Klima-Attributionsforschung (Zurechnungswissenschaft) zu erklären, inwiefern Klimaschäden und Wetterextreme durch den Klimawandel verstärkt werden.

Shell-Klage in den Niederlanden: Donald Pols Director der NGO Milieudefensie mit einer Kopie des Urteils vor dem Gericht in Den Haag im Mai 2021
Jubel nach historischem Urteil 2021: Gericht in Den Haag verurteilt Shell dazu, seine CO2-Emissionen drastisch zu reduzieren Bild: Piroschka van de Wouw/REUTERS

2. Vision der Netto-Null-Wirtschaft setzt sich weltweit durch

Vor dem Klimaabkommen von Paris sei es vor allem um die Verringerung von Emissionen gegangen. Inzwischen bestehe weitgehender Konsens, dass „die Emissionen in allen Ländern auf null sinken müssen“, heißt es in der Analyse des NewClimate Institute. Das Ziel einer klimaneutralen Wirtschaft sei jetzt die anerkannte Norm in Ländern, Regionen und Städten auch im Globalen Süden – ein großer Fortschritt.

Das Nullemissionsziel zeige einen „bedeutenden Wandel“. Und die nationalen Klimaziele der Länder seien inzwischen deutlich ambitionierter und könnten mittelfristig die Geschwindigkeit der globalen Erwärmung vermindern.

Bisher seien diese Ambitionen jedoch „noch nicht durch ausreichende Maßnahmen untermauert“, betonen die Autoren. Insgesamt sehen sie die Welt aber auf einem deutlich besseren Kurs als vor dem Pariser Abkommen.

3. Klimafreundliche Investitionen: Gut fürs Geschäft

Für Firmen und Investoren ist die globale Erwärmung inzwischen ein wachsendes Geschäftsrisiko. Klimafreundliche Investitionen seien auch aus wirtschaftlichem Interesse viel attraktiver, nicht nur weil Firmen mehr gesellschaftlichen Druck fühlten.

Teils aus eigenem Antrieb, teils wegen neuer Gesetze veröffentlichen inzwischen viele Firmen die eigenen Klimarisiken. Von den 500 wichtigsten börsennotierten US-Unternehmen, die die Ratingagentur Standard and Poor listet, legen mehr als 70 Prozent auch ihre Emissionen offen.

„Aus Nischendasein vor mehr als einem Jahrzehnt ist nachhaltiges Investieren inzwischen zu einem Standardmodell in der Finanzwelt geworden“, so das Fazit der Autoren.

Allerdings, so die Autoren, seien öl- und gasbasierte Geschäftsmodelle immer noch sehr lukrativ, und bestimmten derzeit noch den Markt. Der notwendige Wandel erfolge insgesamt zu langsam. Dabei werde die Veränderung vielerorts durch Lobbygruppen verzögert. 

Kohlekraftwerk bei Köln. Viel Wasserdampf kommt aus dem Schornsteinen. Im Vordergrund sind Windkraftanlagen.
Wind und Sonnenenergie ist inzwischen oft günstiger als Kohle, Gas oder Öl zu verbrennen.Bild: H. Blossey/blickwinkel/picture alliance

4. Solar- und Windenergie sind wettbewerbsfähig und preiswert

Vor 20 Jahren waren Wind- und Solarenergie deutlich teurer. Besonders im globalen Süden galten sie oft als unbezahlbarer Luxus und nicht wettbewerbsfähig.

Das hat sich inzwischen komplett verändert, erklären die Autoren: „Erneuerbare Energien sind zur neuen Normalität geworden.“ Es gehe beim Ausstieg aus fossilen Energien „nicht mehr um das ob, sondern um das wann“. Gleichzeitig wird die Versorgung mit Solarkraft, Windkraft und Biomasse, zunehmend dezentraler und ermögliche flexiblere Modelle, auch für private Haushalte. 

Erneuerbare Energien sind immer öfter die kostengünstigste Option: „Neu errichtete Onshore Windkraftanlagen und Solarprojekte sind heute 40 Prozent billiger als fossile Anlagen“, so die Autoren. Die globalen Investitionen in Erneuerbare übertreffen die für fossile Brennstoffe inzwischen um das Fünffache.

Besonders die Photovoltaik sei weltweit viel schneller gewachsen als erwartet, so die Analyse. Beim Ausbau der Windenergie gebe es allerdings vielerorts noch Hindernisse.

5. Immer mehr Strom für Verkehr und Wärme  

Strom spielt im Verkehr und bei der Wärmeversorgung eine immer wichtigere Rolle. Und anders als vor 2015 sei inzwischen auch die Industrie dabei, „Modelle für die Vermeidung von CO2“ zu entwickeln, wie die Autoren positiv feststellen.

Für Gebäudeheizungen werden die elektrisch betriebenen Wärmepumpen laut der Studie zunehmend die „Schlüsseltechnologie für die Dekarbonisierung“. In Europa gab es im letzten Jahr einen Zuwachs von 38 Prozent.

Und weltweit stieg die Anzahl der verkauften Elektroautos deutlich schneller als vor zehn Jahren erwartet. 2023 haben voraussichtlich schon 18 Prozent aller neu verkauften PKW einen Elektroantrieb, so die Studie. In einigen Ländern der Welt seien sie bereits Standard. Alle großen Autohersteller wollen in den nächsten Jahren auf E-Fahrzeuge umsteigen und Länder wie die EU, Kanada und Chile haben bereits Termine für den Ausstieg aus Verbrennungsmotoren gesetzt.

Der Zuwachs betrifft laut der Autoren bisher vornehmlich reiche Industrieländer sowie China. Dort seien auch immer mehr E-LKWs und E-Busse im Einsatz. Allerdings verzögere sich vielerorts der Ausbau von Ladesäulen, und hohe Verkaufspreise für E-Neuwagen seien in vielen Ländern noch hinderlich.

Abschließend betonen die Autoren, dass weltweit noch deutlich mehr Anstrengungen nötig seien, um das Klimaabkommen umzusetzen.

Doch angesichts der zahlreichen globalen Herausforderungen könne man „Kraft aus den vielen positiven Veränderungen zu ziehen“, die die Welt bereits erreicht habe.

Redaktion: Anke Rasper

 



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