Künstliche Intelligenz: Führungsansätze von Capgemini
Agentische KI: Neue Herausforderungen und Chancen
Der Übergang von klassischer künstlicher Intelligenz (KI) zu agentischen KI-Systemen markiert einen entscheidenden Wendepunkt in der Entwicklung dieser Technologie. Anstatt lediglich als Werkzeuge zu agieren, übernehmen diese Systeme zunehmend autonome Funktionen, wodurch sie in der Lage sind, eigene Ziele zu setzen und unabhängig zu handeln. Diese neue Dynamik bietet zahlreiche Vorteile, birgt jedoch auch erhebliche Risiken. Während die Effizienz gesteigert wird, steigen auch die Herausforderungen in Bezug auf Überwachung und Governance. Herkömmliche Kontrollmechanismen müssen überdacht und spezifiziert werden, um den Anforderungen autonom agierender Systeme gerecht zu werden.
Agentische Systeme zeichnen sich durch ihre Fähigkeit zur Flexibilität und Selbstständigkeit aus. Sie interagieren miteinander sowie mit ihrer Umgebung, was zwingend zu einem erhöhten Maß an Komplexität und Unvorhersehbarkeit führt. In praktisch allen gesellschaftlichen Bereichen, von der Automatisierung von Geschäftsprozessen bis hin zu intelligenten Reiseplanern, entstehen neue Anwendungen dieser Technologie. Die gesteigerte Effizienz durch solche Systeme ist vielversprechend, wirft jedoch Fragen zu Unberechenbarkeit, unzureichender menschlicher Kontrolle und den Auswirkungen komplexer Interaktionen auf.
Governance von Agentic AI: Notwendige Anpassungen
Die Governance von KI zielt darauf ab, die Technologie sicher, transparent und regulatorisch konform zu gestalten. Bei agentischen Systemen ist es jedoch nicht ausreichend, sich nur auf das zugrunde liegende Modell und dessen Outputs zu konzentrieren. Diese Systeme erfordern ein umfassenderes Governance-Modell, das auch Betrieb und Interaktion innerhalb des Ökosystems dieser intelligenten Agenten umfasst. Um dies zu erreichen, ist ein tiefgehender Blick auf Unternehmensstrukturen erforderlich. Wichtige Dimensionen sind die strategische Ausrichtung, Prozesslandschaft, Unternehmenskultur und Risikomanagement.
Bei der Governance agentischer KI besteht die Herausforderung darin, klare Richtlinien zu implementieren, um sicherzustellen, dass die Systeme effektiv überwacht werden. Immer mehr Organisationen sind gefordert, ihre Ansätze zum Management und zur Aufsicht zu ändern, um Vertrauen und Sicherheit in den Betrieb ihrer KI-Anwendungen zu gewährleisten. Eine erfolgreiche Governance muss auch organisatorische Veränderungen vorantreiben, um der Agentizität dieser Systeme Rechnung zu tragen.
Dimensionen der Anpassung: Organisation, Risiko und Technologie
Im Folgenden werden spezifische Anpassungen in drei Kernbereichen beleuchtet, die für die Governance agentischer KI notwendig sind: Organisation und Prozesse, Risikomanagement sowie Daten und Technologie.
Organisation und Prozesse
- Agentenzentrierte Verantwortung: Es ist entscheidend, dass Einzelpersonen oder Teams instanzielle Verantwortung für die Aufsicht und Nutzung der Agenten übernehmen.
- Klare Entscheidungsgrenzen: Festlegungen darüber, welche Entscheidungen Agenten autonom treffen können und in welchen Fällen eine Eskalation erfolgen muss, sind unerlässlich.
- Multi-Agenten-Überwachung: Kontrollmechanismen spielen eine zentrale Rolle, um die Interaktionen zwischen verschiedenen Agenten zu beobachten und mögliche Kettenreaktionen zu verhindern.
Risikomanagement
- Neue Risikokategorien: Neben klassischen Kategorien wie Bias und Fairness müssen auch Risiken wie Missbrauch von Autonomie und kaskadierende Fehler betrachtet werden.
- Risiken beim Einsatz von Werkzeugen: Kontrollmechanismen sind notwendig, die sicherstellen, dass Agenten verantwortungsbewusste Entscheidungen treffen.
- Schutzmechanismen: Die Implementierung von Notabschaltungen und Sandbox-Lösungen ist wichtig, um gefährliche Situationen frühzeitig zu stoppen.
Daten & Technologie
- Zugriffs- und Toolkontrollen: Klare Vorgaben über den Zugang zu Werkzeugen und Systemberechtigungen müssen festgelegt werden, um Agenten zu steuern.
- Audit-Trails: Unveränderliche Protokolle der Handlungen der Agenten helfen, die Nachvollziehbarkeit zu gewährleisten.
- Monitoring erweitern: Die Überwachung sollte Anomalien im Verhalten der Agenten erkennen und auf unerwartete Muster reagieren können.
Fazit: Die Zukunft der Agentic AI
Agentische KI hat das Potenzial, nicht nur die technologischen Möglichkeiten zu erweitern, sondern auch die Vorstellungen von Verantwortung und Governance in neuer Weise zu definieren. Die Aussicht auf effizientere Abläufe und innovative Lösungen ist ansprechend. Dennoch erfordert diese Entwicklung ein Umdenken in den bestehenden Governance-Modellen. Es gilt, ein partnerschaftliches Verhältnis zwischen Mensch und Maschine zu etablieren, in dem beide Akteure Verantwortung tragen. Ein proaktiver Ansatz ist unerlässlich, um Agenten innerhalb ethischer und rechtlicher Grenzen agieren zu lassen und menschliche Kontrolle sicherzustellen, wo es notwendig ist. Die Herausforderung besteht darin, ein Gleichgewicht zwischen technologischen Fortschritten und deren verantwortungsbewusster Anwendung zu finden.

