Einleitung: Adipositas als chronische Gesundheitsherausforderung

Adipositas stellt ein chronisches Gesundheitsproblem dar, das umfassende Maßnahmen in den Bereichen Primär-, Sekundär- und Tertiärversorgung erfordert. Bei einem Treffen von Experten aus mehreren Ländern im Januar 2025 in Dublin, das im Rahmen der WHO-Demonstrationsplattform für das Adipositasmanagement stattfand, wurde betont, dass Gesundheitssysteme weltweit Adipositasprävention und -management als zentrale Elemente der allgemeinen Gesundheitsversorgung priorisieren müssen. Diese Initiative, die von der WHO/Europa und dem Europäischen Zentrum für primäre Gesundheitsversorgung unterstützt wird, unterstreicht die Dringlichkeit, nichtübertragbaren Krankheiten in den Fokus zu rücken und effektive Lösungen zu finden.

Die Dimension von Adipositas in der europäischen Bevölkerung

Adipositas betrifft Menschen aller Altersgruppen und Geschlechter. In der Europäischen Region der WHO sind ein Viertel der Kinder und 60 % der Erwachsenen von Übergewicht oder Adipositas betroffen. Diese Entwicklung hat nicht nur gesundheitliche, sondern auch wirtschaftliche und soziale Konsequenzen. Die Verbindung zwischen Adipositas und über 250 Begleiterkrankungen, wie Diabetes und Herzkrankheiten, stellt eine erhebliche Herausforderung für die Gesundheitssysteme dar. Zudem gefährdet die steigende Zahl der Betroffenen die Zielvorgaben der nachhaltigen Entwicklungsziele (SDG), insbesondere das Ziel 3.4, das eine Verringerung der vorzeitigen Sterblichkeit aufgrund nichtübertragbarer Krankheiten anstrebt.

Notwendigkeit proaktiver Maßnahmen

Die WHO hat auf verschiedenen internationalen Plattformen, einschließlich der 75. Weltgesundheitsversammlung, Maßnahmen zur Bekämpfung von Adipositas gefordert. Dazu gehört ein integrierter Rahmen zur Prävention und Behandlung dieser Erkrankung, der Länder dabei unterstützen soll, den Zugang zu wichtigen Gesundheitsleistungen zu erweitern. Ein solcher Ansatz erfordert die Verknüpfung von Adipositasprävention und -behandlung innerhalb des gesamten Gesundheitssystems – von der primären Gesundheitsversorgung bis hin zu Facharztleistungen. Die Demonstrationsplattform in Irland hat aufgezeigt, wie nationale Versorgungsmodelle mit multidisziplinären Teams skalierbare Lösungen entwickeln können, um die Adipositasversorgung zu optimieren. Voraussetzung ist ein politischer Wille sowie eine effektive intersektorale Zusammenarbeit.

Erforderliche Schritte zur Bekämpfung der Adipositas

Im Rahmen der Diskussionen wurden mehrere entscheidende Maßnahmen identifiziert, die zur Bekämpfung von Adipositas erforderlich sind:

  • Stärkung der multidisziplinären Adipositasversorgung: Es sollten Teams aus verschiedenen Fachrichtungen gebildet werden, um eine umfassende Versorgung zu gewährleisten, die sowohl präventive als auch therapeutische Maßnahmen umfasst. Beispielhaft hat Portugal ein Gesetz zur Implementierung eines integrierten Versorgungsmodells verabschiedet.
  • Regulierungen des Ernährungsumfelds: Durchsetzung strenger Regeln zur Reduzierung ungesunder Lebensmittelwerbung, Einführung klarer Nährwertkennzeichnungen und steuerlicher Anreize für gesündere Produkte sind notwendig, um das Ernährungsumfeld positiv zu verändern.
  • Frühinterventions- und Präventionsprogramme ausbauen: Präventive Maßnahmen sollten frühzeitig in der Lebensspanne ansetzen, insbesondere bei Kindern und gefährdeten Gruppen. Programme zur gesunden Ernährung und Bewegung sollten in Schulen und Kindergärten integriert werden.
  • Ausbildung und Entstigmatisierung: Gesundheitsberufe sollten geschult werden, um Adipositas und deren Komplikationen besser zu verstehen und zu behandeln. Öffentlichkeitskampagnen könnten dazu beitragen, das Bewusstsein und die Akzeptanz für Adipositas als chronische Erkrankung zu erhöhen.

Globale Verantwortung und notwendige Maßnahmen

Regierungen und Gesundheitsorganisationen sind aufgefordert, sich verbindlich zu diesen Maßnahmen zu bekennen. Ein koordinierter Ansatz, der verschiedene Ministerien einbezieht, ist unerlässlich, um effektive Programme zur Adipositasprävention zu entwickeln. Die ökonomischen und menschlichen Kosten der Untätigkeit sind erheblich. Ein sofortiges Handeln kann nicht nur Leben retten, sondern auch die Lebensqualität von Familien und Gemeinschaften verbessern und zur Erreichung der SDG-Ziele beitragen.

Fazit: Dringlichkeit des Handelns

Im Vorfeld der nächsten UN-Konferenz über nichtübertragbare Krankheiten sollten die Bemühungen zur Bekämpfung von Adipositas verstärkt werden. Die weltweite Gemeinschaft erwartet klare Maßnahmen und ein starkes Führungszeugnis. Es ist jetzt an der Zeit, Adipositas als globale Herausforderung anzuerkennen und durch entschlossenes Handeln den gesundheitlichen Folgen Einhalt zu gebieten.