Neue Protokollpflichten im Rahmen des EU AI Act

Am 18. November 2025 wurde auf die Herausforderungen aufmerksam gemacht, die durch die neuen Vorschriften des EU-KI-Gesetzes entstehen. Anbieter von KI-Systemen sind verpflichtet, umfassende Protokolle über ihre Systeme zu führen und diese über Monate hinweg zu archivieren. Diese Regelung soll nach dem Verständnis des Gesetzgebers die Transparenz und Nachvollziehbarkeit erhöhen, birgt jedoch gleichzeitig auch neue Sicherheitsrisiken in der praktischen Umsetzung.

Hintergrund der Protokollpflicht

Mit dem Aufkommen von fortschrittlichen KI-Technologien, insbesondere von Large Language Models (LLMs), haben Regulierungsbehörden, vor allem in der EU, umfassende Maßnahmen ergriffen. Sie erachten es als notwendig, ein gewisses Maß an Kontrolle einzuführen, um potenzielle Schäden zu antizipieren, die sich aus der Manipulation oder dem Missbrauch dieser Technologien ergeben könnten. Der EU AI Act, der im August 2026 in Kraft tritt, verpflichtet Anbieter riskanter KI-Systeme zur Aufbewahrung von Protokollen mindestens sechs Monate lang. Diese Regelung gilt auch für Protokolle, die im Rahmen von Finanzinstitutionen erstellt werden.

Die Definition von risikobehafteten KI-Systemen umfasst Anwendungen in Bereichen wie Biometrie, kritische Infrastruktur und Strafverfolgung. Daraus ergibt sich, dass viele Unternehmen von diesen neuen Vorschriften betroffen sein werden, was erhebliche Auswirkungen auf deren Betriebsabläufe haben könnte.

Praktische Herausforderungen durch Protokollpflicht

Die Forderungen des EU-KI-Gesetzes sind gut gemeint und sollen dazu dienen, die Rückverfolgbarkeit und Rechenschaft zu fördern. Doch Experten im Bereich Cybersicherheit sehen erhebliche operative und finanzielle Auswirkungen. Die Praxis zeigt, dass das bloße Speichern von Daten nicht die Antwort auf alle Herausforderungen ist. Unternehmen stehen vor zahlreicheren Problemen, die von den hohen Kosten für die Speicherung bis hin zur Komplexität der betriebsinternen Abläufe reichen.

  • Erweiterung der Angriffsfläche: Die archivierten Protokolle führen zu einem massiven Anstieg an gespeicherten Daten, die potenzielle Ziele für Angreifer darstellen. Dies ist besonders kritisch, da Protokolle sensible Informationen über das Modellverhalten und Nutzerdaten enthalten, die zuvor nicht langfristig gespeichert wurden.
  • Komplexe Zugriffskontrollierung: Die Protokolle müssen sowohl für Aufsichtsbehörden zugänglich sein als auch vor unbefugtem Zugriff geschützt werden. Dies ist in Anbetracht unterschiedlicher rechtlicher Rahmenbedingungen, insbesondere im internationalen Kontext, eine große Herausforderung.
  • Herausforderungen bei der Aufbewahrungskette: Um gesetzliche Beweisstandards zu erfüllen, sind komplexe Systeme zur Integritätsprüfung notwendig, sodass jede Lücke in der Aufbewahrungskette potenziell haftungsrelevant ist.

Strategien zur Einhaltung der Vorschriften

Angesichts der neuen Vorgaben stellt sich für viele Unternehmen die Frage, wie sie am besten auf die Anforderungen reagieren können. Einige Unternehmen könnten in Erwägung ziehen, ihre Geschäfte in weniger regulierte Märkte zu verlagern oder unterschiedliche Protokollierungsstrategien für verschiedene Märkte zu implementieren. Solche Maßnahmen könnten jedoch als kurzfristige Lösungen angesehen werden, die langfristig negative Konsequenzen nach sich ziehen könnten.

Um den Herausforderungen der KI-Protokollierung gerecht zu werden, benötigen Unternehmen einen proaktiven Ansatz bei der Entwicklung robuster Protokollierungspraktiken. Diese sollten bereits jetzt etabliert werden, um zukünftige Compliance-Anforderungen sowie potenzielle Sicherheitsbedrohungen angemessen zu adressieren.

Fazit: Sicherheitsarchitektur überdenken

Die Einführung der Protokollpflicht durch das EU-KI-Gesetz stellt Unternehmen vor erhebliche Herausforderungen in der Sicherheitsarchitektur, im Datenschutz und in der Compliance. Die Unternehmen sind gut beraten, diese Vorschriften nicht als bloßes Checkbox-System zu betrachten. Die Implementierung effektiver und sicherer Protokollierungspraktiken ist entscheidend, um erheblichen rechtlichen und operationellen Risiken vorzubeugen.