Der Wandel durch Digitalisierung und Globalisierung

In den letzten Jahrzehnten hat die Gesellschaft tiefgreifende Veränderungen durch Digitalisierungs- und Globalisierungsprozesse erfahren. Diese Umwälzungen brachten vielfältige Herausforderungen mit sich,包括 die Entgrenzung von Arbeit, die Fragmentierung sozialer und familiärer Strukturen, sowie die individuelle Gestaltung der Lebens- und Arbeitswelt. Positiv hervorzuheben ist die erhöhte Flexibilität, die diese Veränderungen ermöglichen. Dennoch gehen mit der technologischen Entwicklung auch gestiegene Anforderungen und ein höheres Arbeitstempo einher. Diese Faktoren können zu erheblichem psychischen Druck und Stress führen, der sowohl im Berufsleben als auch im privaten Bereich spürbar wird. Die Statistik zeigt, dass rund zwei Drittel der Bevölkerung in Deutschland gelegentlich bis häufig Stress erleben, wobei 26 Prozent der Bevölkerung angeben, regelmäßig unter Stress zu leiden. Der Anstieg der Stresslevel wird deutlich, unter anderem durch die Tatsache, dass psychische Erkrankungen im Jahr 2020 die häufigste Ursache für krankheitsbedingte Fehlzeiten darstellten. Schule, Studium und Beruf sind laut Erhebungen die wichtigsten Stressoren, gefolgt von hohen eigenen Ansprüchen.

Zunehmender Stress im akademischen Sektor

Die Belastungen durch Stress machen auch vor dem akademischen Bereich nicht halt. Die letzten Jahrzehnte haben hier grundlegende Veränderungen der Arbeitsstrukturen und -inhalte mit sich gebracht, insbesondere durch diverse Hochschulreformen. Diese Reformen in wissenschaftsunterstützenden Bereichen erforderten weitreichende Anpassungen, einschließlich Digitalisierungen und die Einführung neuer Studiengänge. Diese Entwicklungen führten häufig zu höheren Anforderungen an die Mitarbeitenden, sowohl in quantitativ als auch qualitativ in vielerlei Hinsicht. Aspekten wie Gleichstellung, Internationalisierung, Inklusion und diversitätsorientierte Lehrmethoden tragen ebenfalls zur Komplexität der Arbeitsanforderungen bei. Die Überbelastung der Beschäftigten in diesen Bereichen ist alarmierend und wird nicht nur durch die aktuelle Arbeitssituation, sondern auch durch die strukturellen Veränderungen an den Hochschulen verstärkt. Daher ist es notwendig, das Personal in der akademischen Welt dabei zu unterstützen, ihre Resilienz zu stärken und so gesundheitliche Folgen zu minimieren.

Stressfaktoren und die Rolle der Resilienz

Im akademischen Umfeld sind diverse Stressoren identifizierbar, dazu zählen die zunehmende Flexibilisierung, die Unklarheit zwischen Berufs- und Privatleben, sowie Schwierigkeiten bei der Einwerbung von Drittmitteln. Zudem belasten die Diskrepanz zwischen Stellenprofil und tatsächlichen Aufgaben, häufige Arbeitsunterbrechungen und der Druck hinsichtlich Terminen und Publikationen die Mitarbeitenden erheblich. Ein zentraler Stressfaktor ist die Befristung von Arbeitsverhältnissen, die die Unsicherheit verstärkt. Angesichts dieser Rahmenbedingungen stellt sich die Frage, wie Hochschulen einen resilienten Arbeitskontext schaffen können. Es ist wichtig, Strategien zur Förderung der akademischen Resilienz zu implementieren, die es den Mitarbeitenden ermöglichen, konstruktiv mit Herausforderungen umzugehen und psychisch gestärkt aus belastenden Situationen hervorzugehen. In diesem Rahmen sind Weiterbildungsangebote und die Unterstützung bei der Entwicklung von Werten und Haltungen von Bedeutung, um den gewandelten Anforderungen gerecht zu werden. Ein nachhaltiger, kompetenter Umgang mit den Belastungen sollte integraler Bestandteil der Führungsentwicklung an Hochschulen sein.

Maßnahmen zur Stärkung der Mitarbeitenden

Um die Resilienz der Mitarbeitenden in der akademischen Welt zu fördern, sind maßgeschneiderte Trainingsprogramme maßgeblich. Solche Programme dienen als präventive Maßnahmen und unterstützen die Mitarbeitenden darin, mit den stressreichen Herausforderungen ihres Arbeitsalltags besser umzugehen. Ein Beispiel hierfür ist das Employee Assistance Program (EAP), das am Leibniz-Institut für Resilienzforschung (LIR) entwickelt wurde. Es bietet eine bedarfsorientierte Unterstützung zur Stärkung der Gesundheitskompetenz und ist sowohl auf die Bedürfnisse der Institution als auch auf die der Einzelpersonen abgestimmt. Interessierte Mitarbeitende können ein Online-Resilienz-Screening durchführen, um ihre aktuelle Stressbelastung und persönliche Resilienz zu ermitteln. Mit Hilfe der ermittelten Werte erhalten die Teilnehmenden zeitnah ein persönliches Profil sowie maßgeschneiderte Handlungsempfehlungen, um ihre psychische Gesundheit zu verbessern.

Fazit: Notwendigkeit einer strukturierten Unterstützung

In der heutigen Zeit ist es von entscheidender Bedeutung, dass Hochschulen Systeme und Angebote entwickeln, die nicht nur die Resilienz ihrer Studierenden, sondern auch die ihrer Mitarbeitenden stärken. Die Implementierung zielgerichteter, bedarfsorientierter Trainings und Unterstützungsangebote ist essenziell, um die psychische Gesundheit in einem zunehmend stressbelastenden Arbeitsumfeld nachhaltig zu fördern.