Erbschaften: Wer gewinnt und wer geht leer aus
Erbschaften und Schenkungen in Deutschland: Ein Überblick
In Deutschland stellt sich für viele Bürger die zentrale Frage der finanziellen Sicherheit im Alter. Insbesondere die Möglichkeit, durch Erbschaften oder Schenkungen Vermögen zu erhalten, spielt hierbei eine wichtige Rolle. Im Jahr 2024 wurden in Hessen insgesamt 9,6 Milliarden Euro an steuerpflichtigen Erbschaften und Schenkungen registriert. Diese Zahl ist im Vergleich zu 2023, einem Rekordjahr mit 17,4 Milliarden Euro, deutlich gesunken. Dennoch stiegen die Steuereinnahmen des Landes Hessen durch Erbschaften und Schenkungen um 66,9 Prozent, was zeigt, dass der Steuersatz einen erheblichen Einfluss auf die finanziellen Umsätze hat. Mit 1,2 Milliarden Euro landeten diese Einnahmen in den öffentlichen Kassen des Landes.
Steuersätze variieren stark
Laut dem Statistischen Landesamt ist der Steuersatz für Erbschaften und Schenkungen von verschiedenen Faktoren abhängig, einschließlich des Verwandtschaftsverhältnisses und der Steuerklasse. Im Jahr 2024 betrug der durchschnittliche Steuersatz 20,2 Prozent, ein Anstieg im Vergleich zu 17,4 Prozent im Jahr 2023. Die hohen Steuereinnahmen im Jahr 2023 könnten teilweise auf außergewöhnlich hohe Schenkungen zurückzuführen sein, jedoch bleibt überprüfen, inwieweit diese Schenkungen den Durchschnitt beeinflussten, aufgrund des Steuergeheimnisses unklar.
Freibeträge und Erbschaftsverteilung
Die tatsächliche Menge an vererbtem Vermögen wird durch Freibeträge und steuerfreie Beträge begrenzt und erfasst. Es ist wichtig zu beachten, dass nur die steuerpflichtigen Beträge in der Statistik erfasst sind, was zu einer erheblichen Untererfassung des Gesamterbes führt. Beispielsweise zahlt ein Ehepartner, der weniger als 500.000 Euro erbt, keine Erbschaftssteuer. Zudem gibt es weitere Freibeträge, die von der Beziehung zum Erblasser abhängen, darunter 400.000 Euro für Kinder und Stiefkinder sowie 200.000 Euro für Enkel. Diese Freibeträge tragen dazu bei, dass viele Erben keine Steuern zahlen müssen.
Steuerfreie Freibeträge im Detail
- 500.000 Euro für Ehepartner/in oder Lebenspartner/in
- 400.000 Euro für Kinder, Stiefkinder und Enkel (wenn der Erblasser verstorben ist)
- 200.000 Euro für Enkel
- 100.000 Euro für Eltern, Großeltern und Urenkel
- 20.000 Euro für alle anderen Erben
Ungleichheit durch Erbschaften
Die Verteilung von Vermögen durch Erbschaften und Schenkungen hat tiefgreifende Auswirkungen auf die soziale Ungleichheit in Deutschland. Das Deutsche Institut für Wirtschaft (DIW) hat festgestellt, dass besonders die obersten zehn Prozent der Erben rund die Hälfte aller Erbschaften erhalten, während viele Deutsche entweder gar nichts erben oder sehr wenig. Nur etwa jeder zehnte Erwachsene in Deutschland hat in den letzten 15 Jahren überhaupt etwas geerbt. Dieses Ungleichgewicht wird durch die Möglichkeit, auch Schulden zu erben, weiter verstärkt, was eine zusätzliche Belastung für diejenigen darstellt, die keine Vermögenswerte erhalten.
Regionale Unterschiede in der Erbschaftsverteilung
Ein weiterer Aspekt sind die regionalen Unterschiede in der Vererbung von Vermögen. In den westlichen Bundesländern wird im Durchschnitt deutlich mehr an Erbschaften weitergegeben als in den östlichen Ländern. Daten zeigen, dass Hessen zu den Bundesländern gehört, die eine hohe durchschnittliche Erbschaft pro Person verzeichnen. Im Jahr 2022 erhielt jeder Hesse im Durchschnitt 734 Euro, während in Sachsen-Anhalt nur 65 Euro pro Einwohner vererbt wurden.
Fazit: Die Herausforderungen der Erbschaftsverteilung
Die Verteilung von Erbschaften und Schenkungen in Deutschland ist von zahlreichen Faktoren geprägt, die sowohl die Steuerpolitik als auch die sozialen Strukturen betreffen. Trotz der Feststellung, dass ein erheblicher Teil des Vermögens vererbt wird, bleibt die Tatsache bestehen, dass viele Menschen gar nichts oder nur sehr wenig erben. Die finanziellen Ungleichheiten, die durch Erbschaften entstehen, werfen einen Schatten auf die chancenreiche Lebensgestaltung junger Generationen und könnten langfristig zu einer Verstärkung der sozialen Spaltung führen.