Chancenlos: Gut ausgebildete Ukrainerinnen in Deutschland
Herausforderungen von geflüchteten Fachkräften in Deutschland
Die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften in Deutschland ist hoch, doch viele geflüchtete Ukrainier, die im Land ein neues Leben beginnen möchten, stehen vor erheblichen Herausforderungen. Besonders schmerzhaft ist es für hochqualifizierte Fachkräfte wie Olha Isaienko, eine Chemieingenieurin, die nach ihrer Flucht aus Kiew im März 2022 in Berlin lebt. Trotz ihrer 14-jährigen Erfahrung in der Planung von Heiz- und Atomkraftwerken findet sie keine angemessene Anstellung. Ihre Geschichte verdeutlicht, wie barrierenreiche Strukturen die Integration qualifizierter Migranten behindern können.
Olha begann ihre Reise nach Deutschland mit dem Zug nach Lwiw, gefolgt von einem beschwerlichen Fußmarsch über die slowakische Grenze und einem Bus nach Košice, wo sie von einer Freundin nach Berlin weitergebracht wurde. Diese flüchtlingsbedingten Hürden prägen die Erfahrungen vieler Ukrainer, die sich um ein neues Leben bemühen. Die Integration liegt vor allem an der Anerkennung ihrer Qualifikationen und der Fähigkeit, sich im deutschen Arbeitsmarkt zu orientieren.
Berufliche Qualifikationen und Sprachbarrieren
In ihrem Heimatland hatte Olha einen Abschluss als Chemieingenieurin erworben und war seit über einem Jahrzehnt in ihrem Fach tätig. Doch nach ihrer Ankunft in Deutschland stand sie vor der Herausforderung, die deutsche Sprache zu lernen, was ihr, zusammen mit der Betreuung ihrer Kinder, kaum Zeit ließ, um parallel zu arbeiten. Zudem hat sich Olha fortgebildet, um sich verstärkt Themen wie erneuerbare Energien zu widmen, in der Hoffnung, als Energieberaterin arbeiten zu können. Doch um in ihrem qualifizierten Beruf wieder Fuß zu fassen, fehlen ihr grundlegende Sprachkenntnisse sowie die entsprechenden Zertifikate.
Olha strebte anschließend auch eine Anstellung in Bereichen an, die keine spezifische Ingenieurausbildung erforderten. Sie schickte zahlreiche Bewerbungen für Positionen, die sich auf ihre Kenntnisse in CAD sowie ihren Umgang mit Programmen wie Excel und Word stützten. Trotz deren Qualifikation erhält sie jedoch kaum Rückmeldungen, da ihre Erfahrungen oft nicht mit den von Arbeitgebern geforderten Stellenprofilen übereinstimmen.
Fehlende Rückmeldungen und ihre Ursachen
Olha berichtet von bislang etwa 50 gesendeten Bewerbungen, wobei sie häufig auf die Tatsache stößt, dass ihre Unterlagen nicht die gewünschte Resonanz hervorrufen. Ihr Eindruck ist, dass viele Unternehmen Internetsysteme nutzen, die Bewerbungen automatisch sortieren, und dass ihre Profile möglicherweise in diesen Prozessen negativ als nicht passend eingestuft werden. Diese Automatisierung könnte als wesentlicher Grund angesehen werden, warum viele hochqualifizierte Flüchtlinge Schwierigkeiten haben, Anstellung zu finden.
Zusammenfassung der Kernproblematiken, die Olha und anderen geflüchteten Fachkräften begegnen:
- Fehlende Anerkennung von ausländischen Qualifikationen.
- Sprachbarrieren, die den Zugang zum Arbeitsmarkt erschweren.
- Anpassung des Bewerbungsverfahrens, das möglicherweise nicht inklusiv genug ist.
Unterstützungsmöglichkeiten und persönliche Initiative
Die Unterstützung durch das Jobcenter ist in Olhas Fall begrenzt und konzentriert sich hauptsächlich auf Fragen, die ihre aktive Jobsuche betreffen. Sie wünscht sich intensivere individuelle Beratung, die auf ihre spezifischen Fähigkeiten und Qualifikationen eingeht. Zudem würde sie gerne an Weiterbildungsprogrammen teilnehmen, um bestimmte Softwarekenntnisse zu vertiefen und zertifizieren zu lassen. Diese Schritte könnten ihr helfen, die nötige Qualifikation zu erlangen, um in ihrem erlernten Beruf tätig werden zu können und gleichzeitig ihre deutschen Sprachkenntnisse zu verbessern.
Olha erhofft sich, durch Praktika und Probearbeiten die Möglichkeit zu erhalten, ihre Leistungen vor potenziellen Arbeitgebern zu präsentieren. Die Aussicht, aktive Rückmeldungen zu erhalten, könnte ihr helfen, ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern. Solche Maßnahmen könnten auch anderen geflüchteten Fachkräften zugutekommen und die Integration in den deutschen Arbeitsmarkt vereinfachen.
Fazit: Überwindung von Hürden für eine bessere Integration
Die Erfahrungen von Olha Isaienko verdeutlichen die Herausforderungen, vor denen viele geflüchtete Fachkräfte in Deutschland stehen. Trotz ihrer Qualifikationen und Bemühungen um Integration limitiert eine Vielzahl an Hürden ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Es bedarf eines einheitlichen Ansatzes, der nicht nur Sprachförderung und Anerkennung von Qualifikationen umfasst, sondern auch die Anpassung aktueller Bewerbungsverfahren, um die Weichen für eine erfolgreiche Integration von geflüchteten Fachkräften zu stellen.