Firmensterben in Deutschland – selbst große Konzerne leiden
Aktuelle Lage der deutschen Wirtschaft: Ein tiefer Blick in die Zahlen
Die deutsche Wirtschaft sieht sich gegenwärtig einer tiefgreifenden Krise gegenüber. Trotz eines leicht steigenden Umsatzes der umsatzstärksten Unternehmen, der im Jahr 2025 bei rund 1,55 Billionen Euro liegt, ist der Gewinn vor Steuern und Zinsen um 15 Prozent auf 102 Milliarden Euro gefallen. Die Analyse der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY zeigt, dass mehr als die Hälfte der Unternehmen in diesem Zeitraum einen Rückgang ihrer Gewinne erlitten hat. Das Jahr 2025 wurde von EY-Experten als weiteres Krisenjahr für Deutschland charakterisiert.
Besonders gravierend ist die Situation in der Automobilbranche, wo namhafte Hersteller wie Volkswagen und BMW trotz eines Umsatzrückgangs von nur zwei Prozent einen dramatischen Gewinnrückgang von 46 Prozent verzeichnen mussten. Ebenso hat die Chemieindustrie bedrohliche Verluste mit einem Rückgang der Gewinne um 71 Prozent zu kämpfen. Im Gegensatz dazu erfreuen sich Unternehmen im Technologiesektor und Gesundheitswesen an einem Gewinnwachstum. Diese unterschiedliche Entwicklung verdeutlicht den strukturellen Wandel in der deutschen Wirtschaft, wo klassische Industriebranchen erheblich unter Druck geraten.
Arbeitsmarkt unter Druck: Massenentlassungen und Insolvenzen
Die angespannte wirtschaftliche Lage hat auch deutliche Spuren auf dem Arbeitsmarkt hinterlassen. Im Jahr 2025 gingen rund 17.500 Arbeitsplätze bei den Top-100-Unternehmen verloren, während seit 2023 die Beschäftigungszahlen insgesamt um etwa 100.000 Stellen gesunken sind. Insbesondere die Industrie war stark betroffen, hier wurden innerhalb eines Jahres 120.300 Stellen abgebaut, was einem Rückgang von 2,2 Prozent entspricht.
In der Automobilindustrie, einem der Kernsektoren der deutschen Wirtschaft, ist die Situation besonders besorgniserregend. Es wird berichtet, dass Volkswagen bis 2030 plant, allein in Deutschland 35.000 Stellen abzubauen. Auch Zulieferer wie Bosch stehen vor erheblichen Jobkürzungen. Die fortschreitende Automatisierung und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz tragen zudem zu einem Stellenabbau in der Verwaltung bei, was die Perspektiven für Berufseinsteiger weiter verschlechtert.
Insolvenzen auf Rekordniveau: Mittelstand leidet
Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen hat in den letzten Jahren besorgniserregende Ausmaße erreicht. Laut der vorläufigen Insolvenzstatistik wurden im Jahr 2024 insgesamt 21.812 Insolvenzen verzeichnet, was einen neuen Höchststand darstellt. Bis August 2025 war die Zahl der Insolvenzen um 12,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Besonders stark betroffen sind Branchen wie Verkehr und Lagerei sowie das Baugewerbe. Zugleich zeigen diese Zahlen, dass die Wahrscheinlichkeit, einen insolventen Betrieb zu retten, gesunken ist.
Die reduzierte Bereitschaft von Investoren, sich an insolventen Unternehmen zu beteiligen, verstärkt die prekäre Lage. Der Rückgang in der Rettungsquote von zwei Dritteln auf weniger als die Hälfte innerhalb von vier Jahren deutet darauf hin, dass viele Firmen als nicht mehr tragfähig betrachtet werden. Branchenexperten berichten, dass die deutsche Wirtschaft in vielen Bereichen weniger attraktiv für internationale Investoren geworden ist, was die Gefahren für mittelständische Unternehmen weiter erhöht.
Attraktivität des Standorts Deutschland: Eine Herausforderung für die Zukunft
Die signifikanten strukturellen Probleme Deutschlands, darunter hohe Energie- und Personalkosten sowie ein langsamer Bürokratieabbau, haben dazu geführt, dass immer mehr Unternehmen abwickeln müssen. Die Liste der betroffenen Firmen ist lang, und sie umfasst sowohl namhafte Mittelständler als auch traditionsreiche Unternehmen. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind so angespannt, dass viele Wirtschaftsverbände für das kommende Jahr einen weiteren Stellenabbau vorhersagen.
Zwar zeigen einige Wirtschaftsverbände auch optimistische Anzeichen für 2026, jedoch bleibt die Unsicherheit groß. Einen Anstieg der Produktion und Umsatzentwicklung erwarten lediglich 19 von 49 Verbänden. Besonders ans Licht kommt die Notwendigkeit eines koordinierten politischen Handelns, um die Attraktivität des Standorts Deutschland anzukurbeln. Eine Besserung der Transfersituation und strategische Investitionen könnten entscheidend sein, um neue Impulse in der Wirtschaft zu setzen und die negativen Trends zu durchbrechen.
Fazit: Herausforderungen und Chancen der deutschen Wirtschaft
Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einer schwierigen Übergangsphase, die sowohl Herausforderungen als auch Chancen mit sich bringt. Während klassische Industrien unter schwerem Druck stehen und sich mit massiven Arbeitsplatzverlusten und Insolvenzen auseinandersetzen müssen, zeigen andere Sektoren, wie Technologie und Gesundheit, positive Entwicklungen. Ein koordiniertes und vorausschauendes wirtschaftspolitisches Handeln könnte dazu beitragen, die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und das Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen.

