Neuer Trend in der Weiterbildung für Datenschutz und Compliance

Die Weiterbildung für Fachkräfte im Bereich Datenschutz und Compliance steht bevor einem fundamentalen Wandel, der die Branche nachhaltig prägen wird. Ab 2026 präsentieren führende Anbieter wie TÜV Rheinland und die International Association of Privacy Professionals (IAPP) völlig überarbeitete Zertifikatskurse. Dieser Umbruch wird notwendig, da Unternehmen künftig das komplexe Zusammenspiel aus der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), der NIS-2-Richtlinie und dem neuen KI-Gesetz simultan bewältigen müssen. Die isolierte Betrachtung dieser Bereiche ist nicht länger tragbar. Der Fokus verschiebt sich zu einer integrierten Expertise, die alle drei Regelwerke berücksichtigt. Der Data Act, der seit September 2025 in Kraft ist, wird hierbei ebenso behandelt wie die neuen Anforderungen der NIS-2-Richtlinie und der verschärften Verpflichtungen für Hochrisiko-KI-Systeme, die ab 2026 gelten. Diese Entwicklungen zeigen, dass Unternehmen einen neuen Ansatz für den Datenschutz annehmen müssen, um den neuen rechtlichen Rahmenbedingungen gerecht zu werden.

Doppelbelastung durch NIS-2 und DSGVO

Ein entscheidender Faktor für die Anpassungen in der Branche ist die vollständige Implementierung der NIS-2-Richtlinie. Diese Richtlinie erfordert von über 30.000 Unternehmen in Deutschland eine Meldung von Sicherheitsvorfällen und bringt eine erhebliche administrative Belastung für Compliance-Beauftragte mit sich. Die neu gestalteten Schulungsangebote setzen daher stark auf praxisorientierte Incident-Reporting-Workflows. Diese Workflows sind so konzipiert, dass sie sowohl die 72-Stunden-Frist der DSGVO als auch die Anforderungen der NIS-2-Richtlinie erfüllen. Dies hat zum Ziel, die Komplexität und den Aufwand doppelter Meldungen zu verringern. So bietet TÜV Rheinland beispielsweise Seminare an, die sich mit den spezifischen Anforderungen an die Verarbeitung personenbezogener Daten im Kontext von KI-Entwicklungen beschäftigen. Diese Kurse legen einen besonderen Fokus auf die Dokumentation des berechtigten Interesses und greifen damit aktuelle rechtliche Entwicklungen auf, die durch den Digital Omnibus-Vorschlag der EU-Kommission angestoßen wurden.

Der Arbeitsmarkt verlangt nach vielseitigen Fachkräften

In der Wirtschaft wird die neue Qualifikation von Fachkräften bereits enthusiastisch aufgenommen. Analysen des Arbeitsmarktes zeigen einen deutlichen Anstieg in den Stellenausschreibungen für Positionen wie „Privacy Engineers“ und „KI-Compliance-Beauftragte“ im vierten Quartal 2025. Unternehmen setzen vermehrt auf die Qualifizierung ihrer bestehenden Datenschutzbeauftragten anstatt eigenständige KI-Teams zu bilden. Diese Entwicklung wird von Verbänden wie dem Berufsverband der Datenschutzbeauftragten Deutschlands (BvD) unterstützt, die die zunehmende Verantwortung der Datenschutzbeauftragten als Data-Governance-Koordinatoren positiv bewerten. Dieser Wandel ist notwendig, um den gestiegenen Anforderungen des KI-Gesetzes gerecht zu werden, insbesondere in Bezug auf Transparenz und menschliche Aufsicht.

Intensivkurse als Antwort auf den Handlungsdruck

Angesichts des wachsenden Drucks auf Compliance-Profis setzen Bildungseinrichtungen auf beschleunigte Lernformate. Viele der neuen Kurse, die für 2026 angeboten werden, sind als Intensiv-Bootcamps oder hybride Online-Module konzipiert. Dies ermöglicht den Teilnehmern, sich bereits im ersten Quartal zertifizieren zu lassen. Bildungspartner wie die Bitkom Akademie haben spezielle Seminare zu den Anforderungen des Jahres 2026 im Programm. Diese konzentrieren sich gezielt auf die Unterschiede zwischen dem bisherigen DSGVO-Wissen und den neuen Anforderungen in einem komplexen Regulierungsumfeld. Während die Reformen durch den Digital Omnibus Vorschläge zur Vereinfachung mancher DSGVO-Anforderungen beinhalten, bleibt unklar, wann diese Änderungen tatsächlich umgesetzt werden. Daher sind die neuen Zertifikatskurse für viele Fachkräfte derzeit die verlässlichste Orientierung im regulatorischen Umfeld.

Fazit: Ein notwendiger Wandel in der Weiterbildung

Die Veränderungen, die sich im Bereich der Weiterbildung für Datenschutz und Compliance abzeichnen, sind nicht nur notwendig, sondern auch dringend. Die neuen Herausforderungen durch die NIS-2-Richtlinie, die DSGVO und das KI-Gesetz erfordern ein hohes Maß an integrierter Expertise. Die Anbieter passen ihre Programme entsprechend an, um Fachkräften die nötigen Kenntnisse und Fähigkeiten zu vermitteln, die in der sich schnell verändernden Landschaft des Datenschutzes unerlässlich sind. Die erfolgreiche Integration von KI-Governance in bestehende Datenschutzstrukturen wird zur zentralen Herausforderung für die Jahre 2026 und darüber hinaus.