Entwicklung der Debatte um ein AfD-Verbot – eine Chronik
Ein Jahrzehnt der Debatte: Von der AfD-Gründung bis zur Bundestagsdiskussion über ein Verbot
Im Zeitraum von 2015 bis 2025 entwickelte sich die Diskussion um ein mögliches Verbot der Alternative für Deutschland (AfD) zu einem zentralen Thema in der politischen Landschaft Deutschlands. Der Anfang dieser Debatte kann auf einen Tweet von Michael W. im Januar 2015 zurückgeführt werden, der den Hashtag #AfDverbot verwendete. Fast ein Jahrzehnt später, im Januar 2025, fand schließlich die erste abermalige Diskussion im Bundestag über ein AfD-Verbotsverfahren statt. Um die Entwicklungen in diesem Zeitraum besser zu verstehen, ist es wichtig, einen Blick auf die Ereignisse und Veränderungen innerhalb der politischen und gesellschaftlichen Landschaft zu werfen.
Die Anfänge der AfD und die Diskussion um ein NPD-Verbot
Die Gründung der AfD im Jahr 2013 fiel in eine Zeit, in der Deutschland stark um das Verbot der rechtsextremen Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD) besorgt war. Zu diesem Zeitpunkt war ein AfD-Verbot noch nicht im Gespräch; stattdessen lag der Fokus auf den NPD-Debatten. Die AfD wurde damals noch als eine liberale und konservative Partei angesehen, deren zentrales Thema die Euro-Rettung war. Die Abstimmung über das (zweite) NPD-Verbotsverfahren fand lediglich einige Wochen nach dem Gründungsparteitag der AfD statt, was die damalige politische Brisanz verdeutlicht. Während die Diskussion um die NPD neben der rechtsextremen Ideologie vor allem durch die Forderungen von Innenministerien forciert wurde, schien ein Verbot der AfD weit entfernt. Die polarisierenden Ereignisse führten dazu, dass die NPD weiterhin ein Hauptaugenmerk in der politischen Debatte blieb, während die AfD an Einfluss gewann.
Radikalisierung der AfD und das Scheitern des NPD-Verbots
Ab 2015 kam es zu einer deutlichen Radikalisierung innerhalb der AfD. Migration wurde zum Hauptanliegen der Partei, was zu einem Anstieg des Einflusses rechter Hardliner innerhalb der Organisation führte. In dieser Phase wurde von einigen Stimmen aus der Zivilgesellschaft ein Verbot der AfD gefordert, jedoch blieb dies eine Minderheitenmeinung. Gleichzeitig stand das Bundesverfassungsgericht vor der Herausforderung, die Verfassungsmäßigkeit der NPD zu prüfen. Der Verlauf dieser Verfahren war geprägt von intensiven politischen und gesellschaftlichen Debatten, die durch den rechtsextremen „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU) beeinflusst wurden. Letztlich scheiterte das NPD-Verbot im Januar 2017 vor dem Bundesverfassungsgericht, das beschloss, die NPD sei zwar verfassungsfeindlich, jedoch zu irrelevant, um ein Verbot zu rechtfertigen. In diesem Kontext zog die AfD erstmals in den Bundestag ein und etablierte sich als parlamentarische Kraft.
Beobachtungen durch den Verfassungsschutz und wachsende Forderungen nach einem Verbot
Im Jahr 2019 wurde die AfD vom Verfassungsschutz als „Prüffall“ eingestuft, was die zunehmenden Bedenken hinsichtlich ihrer Aussagen und politischen Aktivitäten unterstrich. Die Behörde begründete diese Entscheidung mit den extremen, muslimfeindlichen und fremdenfeindlichen Äußerungen von Mitgliedern der Partei. In den folgenden Jahren intensifizierte sich die Debatte um ein mögliches Verbot der AfD. Im Jahre 2023 überwogen die Stimmen, die ein Verbot anstrebten; über eine Million Menschen unterzeichneten eine Petition, die von prominenten Persönlichkeiten unterstützt wurde, und auch die politischen Diskussionen nahmen an Fahrt auf. Trotz der wachsenden Forderungen blieb ein Verbot jedoch umstritten und fand bei vielen Abgeordneten keinen Rückhalt.
Proteste, politische Interventionen und die Bundestagsdebatte
Im Januar 2024 war ein weiterer Wendepunkt erreicht, als eine Berichterstattung über ein Treffen hochrangiger AfD-Politiker aufdeckte, dass Konzepte zur „Remigration“ von Menschen diskutiert wurden. Diese Meldungen führten zu massiven Protesten in ganz Deutschland, an denen mehr als drei Millionen Menschen teilnahmen. Dabei forderten viele der Demonstrierenden ein Verbot der AfD und zeigten deutlich die Besorgnis über die radikalen Strömungen innerhalb der Partei. Im selben Jahr wurde der NPD-Nachfolgepartei „Die Heimat“ die staatliche Finanzierung entzogen, was zusätzliches Gewicht in den Debatten um verfassungsfeindliche Organisationen verlieh. Die Diskussion über ein AfD-Verbot kulminierte schließlich im Januar 2025 im Bundestag in einer zwar durch die Fraktionen von CDU, SPD, Grünen, Linken und SSW beantragten, jedoch auf unbestimmte Zeit vertagten Debatte.
Fazit: Ein kontroverses Jahrzehnt der politischen Auseinandersetzung
Die Entwicklungen von 2015 bis 2025 zeigen eine bemerkenswerte zeitliche Progression in der Diskussion um ein mögliches Verbot der AfD in Deutschland. Während anfängliche Überlegungen nur auf die NPD fokussiert waren, hat sich die politische Landschaft durch verschiedene Ereignisse, Radikalisierungen und gesellschaftliche Reaktionen gewandelt. Die Diskussion bleibt sowohl in der politischen als auch in der öffentlichen Sphäre angespannt und erfordert weiterhin Aufmerksamkeit.

