Stand: 13.09.2022 15:56 Uhr

Kohlenhydrate stehen im Verdacht, gesundheitsschädlich zu sein. Aktuelle Forschungsergebnisse legen nahe, den Fokus stärker auf Gemüse, gesunde Fette und pflanzliches Eiweiß zu legen. Hier sind essenzielle Tipps für eine gesunde Ernährung.

Fettreiche Ernährung und Langlebigkeit

Eine bedeutende internationale Untersuchung, bekannt als PURE-Studie (Prospective Urban Rural Epidemiology Study), umfasste 135.000 Teilnehmer, bei denen über sieben Jahre die Ernährungsgewohnheiten sowie die Sterberaten erfasst wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass eine fettreiche Ernährung mit einem niedrigeren Sterberisiko assoziiert ist. Diese Erkenntnisse stehen im Widerspruch zu früheren Annahmen, die auf den Einfluss von fettreicher Ernährung auf Cholesterinwerte abzielten. Frühere Studien, die von der Zuckerindustrie finanziert wurden, hatten eine fettarme Diät propagiert, die nun als fehlerhaft und missinterpretiert gilt. Die aktuellen Forschungsergebnisse bestätigen die Hypothesen, die bereits in einer spanischen Untersuchung angedeutet wurden, in der die Verbindung zwischen fettarmer Ernährung und erhöhtem Risiko für Herzkrankheiten hervorgehoben wurde. In dieser Studie traten in der Gruppe mit hoher Aufnahme von Olivenöl oder Nüssen signifikant weniger Herzinfarkte auf im Vergleich zu den Teilnehmern mit einer kohlenhydratreichen und fettarmen Ernährung.

Gesättigte Fette und deren Einfluss auf die Gesundheit

Ein zentrales Ergebnis der PURE-Untersuchung besteht darin, dass auch die Zufuhr von gesättigten Fetten nicht unbedingt schädlich ist. Diese Fette sind in Lebensmitteln wie Fleisch und Milchprodukten enthalten, und ihr Konsum scheint nicht negativ auf die Cholesterinwerte zu wirken. Zuvor wurde angenommen, dass hohe Mengen an gesättigtem Fett zu einem Anstieg des LDL-Cholesterins, dem sogenannten „schlechten“ Cholesterin, führen könnten. Diese Ergebnisse fordern die traditionelle Sichtweise heraus und legen nahe, dass die Qualität der Fette sowie deren Kombination mit anderen Nahrungsmitteln entscheidend für die Gesundheit sind. Es ist wichtig, die Ernährung diversifiziert zu gestalten und nicht nur nach Fetttypen zu kategorisieren, da die Gesamtzusammensetzung der Diät eine wichtige Rolle spielt.

Kohlenhydrate und deren potenzielle Gesundheitsrisiken

Eine weitere bedeutende Erkenntnis der Studie ist, dass eine hohe Kohlenhydratzufuhr mit einem erhöhten Sterberisiko in Verbindung gebracht wird. Teilnehmer, die viele einfache Kohlenhydrate wie Brot, Teigwaren und Reis konsumierten, hatten deutlich höhere Sterberaten als diejenigen, die weniger von diesen Lebensmitteln zu sich nahmen. Der Verzehr von Kohlenhydraten kann den Insulinspiegel ansteigen lassen, was wiederrum den Fettabbau hemmt und langfristig zu Übergewicht sowie erhöhten Blutfettwerten führen kann. Eine übermäßige Belastung der Bauchspeicheldrüse könnte zudem zu Diabetes mellitus Typ 2 führen, einem der häufigsten Krankheitsbilder, das in der Untersuchung vermehrt auftrat. Darüber hinaus könnte eine Ernährung mit hohem Kohlenhydratanteil auch das Krebsrisiko erhöhen und die Anfälligkeit für Infektionen steigern, was ebenfalls in der Studie dokumentiert wurde.

Gesunde Kohlenhydrate und die Rolle von Vollkorn und Gemüse

In der Erörterung von Kohlenhydraten ist es zudem wichtig, zwischen verschiedenen Quellen zu differenzieren. Ernährungsexperten empfehlen, komplexe Kohlenhydrate, die in Vollkornprodukten und Gemüse enthalten sind, zu bevorzugen und einfache, raffinierte Zucker weitestgehend zu meiden. Die negative Wirkung von Zucker und Weizenmehl auf die Gesundheit deutet darauf hin, dass diese Nahrungsmittel vermieden werden sollten, um das Risiko für metabolische Erkrankungen zu reduzieren. Stattdessen könnte eine erhöhte Zufuhr von Gemüse und hochwertigen Fetten helfen, die Gesundheit zu fördern und das Risiko vieler Zivilisationskrankheiten zu senken.

Praktische Empfehlungen für eine ausgewogene Ernährung

Um eine gesunde Ernährung zu fördern, gibt es mehrere praktische Empfehlungen:

  • Eiweißbedarf: Der tägliche Eiweißbedarf beträgt etwa 1 bis 1,2 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht. Eine Verteilung des Eiweißkonsums auf mehrere Mahlzeiten kann die Absorption verbessern. Pflanzliches Eiweiß wird als besonders gesund erachtet.
  • Vielfalt von Gemüse: Gemüse sollte als Hauptbestandteil jeder Mahlzeit dienen und in Kombination mit gesunden Pflanzenölen zubereitet werden, um den Geschmack zu intensivieren und die Sättigung zu erhöhen.
  • Kohlenhydrate und deren Zubereitung: Wer Kohlenhydrate konsumiert, sollte diese nach dem Erhitzen abkühlen lassen, um resistente Stärke zu bilden, die nicht verdaut wird und somit nicht zur Gewichtszunahme beiträgt.

Fazit: Neue Perspektiven auf Ernährung

Die Forschungsergebnisse zur Ernährung haben sich in den letzten Jahren erheblich gewandelt. Die repräsentativen Studien zeigen, dass fettreiche Ernährung und eine Reduzierung von einfachen Kohlenhydraten günstige Auswirkungen auf die Gesundheit haben können. Eine ausgewogene Ernährung, die viel Gemüse, gesunde Fette und pflanzliches Eiweiß umfasst, sollte im Fokus stehen, um das Risiko für chronische Krankheiten zu minimieren. Es sind differenzierte Ansätze erforderlich, um individuelle Ernährungsbedürfnisse zu berücksichtigen und langfristig die Gesundheit zu fördern.