Die Anfänge der Germanischen Neuen Medizin

Die Germanische Neue Medizin (GNM) ist eine pseudomedizinische Bewegung, die ihren Ursprung in den 1980er-Jahren hat. Sie wurde von Ryke Geerd Hamer, einem ehemaligen Arzt, ins Leben gerufen, der seine Approbation später verlor. Hamer behauptete, seine Theorie sei die bedeutendste Entdeckung in der Geschichte der Medizin. Laut ihm sind alle Krankheiten das Ergebnis seelischer Konflikte, und die Lösung dieser Konflikte führe unweigerlich zur Genesung. In Hamers Vision gibt es keine Notwendigkeit für medizinische Interventionen wie Schmerzmittel oder Chemotherapie. Angehörige und Anhänger der GNM lehnen die traditionelle Schulmedizin vehement ab und setzen auf seine Lehren, die in den letzten Jahren besonders durch soziale Medien und Chatgruppen verbreitet wurden. Dieser Trend ist nicht nur auf Deutschland beschränkt, auch in den USA und Indien finden sich Verbreiter dieser Ideologie. Die erwähnten Telegram-Kanäle besitzen potenziell zehntausende Mitglieder und ermutigen dazu, alternative Heilmethoden zu bevorzugen und auf wissenschaftlich fundierte Ansätze zu verzichten.

Wissenschaftliche Grundlagen und fehlende Beweise

Die Annahmen, die der Germanischen Neuen Medizin zugrunde liegen, entbehren jedweder wissenschaftlichen Grundlage. Experten warnen eindringlich vor den Gefahren dieser alternativmedizinischen Praxis. Eine Analyse des Bayerischen Rundfunks stellte fest, dass viele Anhänger der GNM an Krebs oder ähnlichen schweren Erkrankungen verstorben sind, weil sie konventionelle Behandlungen abgelehnt hatten. Betroffene berichteten von Angehörigen, die ihre Krebserkrankungen aufgrund von Hamers Lehren nicht medicamental behandelten. Im Jahr 2024 stellte die Deutsche Krebsgesellschaft in einer Pressemitteilung klar, dass die GNM auf Hamers persönlichen Erfahrungen und Erzählungen basiert und keinerlei empirische Nachweise existieren. Laut der deutschen Onkologin Jutta Hübner fühlt sich die medizinische Gemeinschaft besorgt über den Einfluss der GNM auf das Leben der Patienten und bemängelt den unverantwortlichen Umgang mit deren Gesundheit.

Antisemitische Ansichten und Weltbilder

Die Ideologie von Ryke Geerd Hamer ist nicht nur durch ihre wissenschaftliche Inkorrektheit geprägt, sondern auch durch antisemitische Ansichten. Diese Überzeugungen prägten auch die Kindheit von Caro*, einer ehemaligen Anhängerin, die aus einem Elternhaus stammt, welches den Holocaust leugnete. Hamer selbst äußerte in der Vergangenheit antisemitische Behauptungen und konstruierte ein vermeintliches Verschwörungsbild, in dem die Juden die GNM kontrollieren würden. Diese Äußerungen, die er in öffentlichen Interviews und Videos abgab, tragen zur Verbreitung von Verschwörungstheorien und feindseligen Ansichten bei. Die Kombination aus pseudomedizinischen Praktiken und antisemitischen Weltanschauungen macht die GNM zu einer gefährlichen Bewegung, die nicht nur bestehende medizinische Standards infrage stellt, sondern auch das gesellschaftliche Klima beeinträchtigt.

Verbindungen und Einflüsse auf die Anhängerschaft

Ryke Geerd Hamer prägte seine antisemitischen Ansichten nicht alleine, sondern stützte sich auf andere Personen, um seinen Glauben zu untermauern. Eine zentrale Figur in seiner Argumentationskette war Iwan Götz, ein selbsternannter Antisemit und Holocaustleugner, der von Hamer als „Oberrabbiner“ bezeichnet wurde. Die Aussagen Götz‘ und seine Verbindungen zur extremen Rechten werfen ein weiteres Licht auf die Ideologien, die Hamer propagierte. Caro wurde als Kind Zeugin dieser gefährlichen Überzeugungen, als ihre Mutter an Brustkrebs erkrankte und sich weigerte, unausweichliche medizinische Behandlungen in Anspruch zu nehmen. Die Überzeugung, dass die GNM eine Heilung bieten könnte, führte tragischerweise zum Tod ihrer Mutter, was Caro heute als verheerende Konsequenz dieser Ideologie betrachtet.

Fazit: Die Gefahren der Germanischen Neuen Medizin

Die Germanische Neue Medizin ist mehr als nur eine harmlose alternative Heilmethode; sie repräsentiert ein gefährliches Zusammenspiel aus pseudowissenschaftlichen Überzeugungen und antisemitischen Ansichten. Die Überzeugungen, die Hamer propagierte, können nicht nur die Gesundheit von Einzelpersonen beeinträchtigen, sondern auch zu einem gesamtgesellschaftlichen Problem werden, indem sie die gesellschaftliche Akzeptanz von Verschwörungstheorien fördern. Es ist entscheidend, sowohl die medizinische als auch die gesellschaftliche Kritik gegenüber dieser Bewegung zu salientisieren und die Öffentlichkeit über die realen Risiken aufzuklären.