Ein Rückblick auf die ersten 100 Tage der CDU-Regierung

Die CDU-geführte Bundesregierung hat nun die ersten 100 Tage ihrer Amtszeit hinter sich. Zu Beginn wurde einer Wende in der deutschen Wirtschaft große Erwartungen entgegengebracht, insbesondere im Hinblick auf die versprochenen Steuerentlastungen und die Bekämpfung der Bürokratie. Bundeskanzler Friedrich Merz hatte angekündigt, durch eine grundlegende Reformagenda, die als „Agenda 2030“ bekannt ist, das Land zu neuem Wachstum zu verhelfen. Ziel war es, ein Wachstum von mindestens zwei Prozent zu erreichen. Doch die Realität sieht anders aus.

Die wirtschaftlichen Indikatoren zeigen weiterhin einen klaren Abwärtstrend. Die Hoffnungen auf einen raschen Aufschwung haben sich als trügerisch erwiesen. Anhaltende strukturelle Probleme behindern den Fortschritt, und eine vorübergehende Verbesserung der Unternehmensstimmung hat sich nicht als nachhaltig erwiesen. Die gegenwärtige Situation ist für die Regierung alarmierend, da die Umsetzung der Versprechen und die Koordination der politischen Maßnahmen in der Öffentlichkeit auf Kritik stößt.

Externe Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft

Zusätzlich zur internen ökonomischen Unsicherheit sieht sich die Bundesregierung mit externen Herausforderungen konfrontiert. Die Handelsbeziehungen zu den USA und China, zwei der wichtigsten Absatzmärkte, haben sich negativ entwickelt. Diese Länder sind entscheidend für die wirtschaftliche Stabilität Deutschlands, welches 42 Prozent seines Wohlstands aus Exporten generiert. Die Zollpolitik der USA hat die deutsche Wirtschaft besonders stark getroffen, da eine erhebliche Zahl der exportierten Waren nun mit höheren Kosten verbunden ist. Diese zollrechtlichen Hürden belasten nicht nur den Export, sondern wirken sich auch negativ auf die Investitionsbereitschaft der Unternehmen aus.

Im ersten Halbjahr 2025 wiesen die Exporte nur ein geringes Plus von 0,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf, was sich hauptsächlich auf die Stabilität innerhalb der EU zurückführen lässt. Insbesondere die Exportzahlen nach China sind besorgniserregend: Sie sind um 13,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Diese Entwicklung zeigt, dass deutsche Unternehmen gegenüber ihren chinesischen Mitbewerbern an technologischer und preislicher Wettbewerbsfähigkeit verlieren. Auch die Exporte in die USA fielen um 3,1 Prozent, obwohl viele Unternehmen vor einer möglichen Erhöhung der US-Zölle noch schnell Bestellungen abschlossen. Diese Unsicherheiten machen den Unternehmen das Leben schwer und setzen sie unter Druck.

Die Auswirkung von US-Zöllen auf den Außenhandel

Die hohen Zölle der USA stellen für viele deutsche Unternehmen eine erhebliche Belastung dar. Eine Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer unter 3.500 Betrieben zeigte, dass 58 Prozent der Unternehmen mit weiteren Belastungen im Außenhandel rechnen. Insbesondere Unternehmen, die direkt mit den USA handels aktiv sind, äußern erhebliche Bedenken. Bei den Unternehmen, die Geschäfte mit den USA abwickeln, sind es sogar 90 Prozent, die negative Auswirkungen durch die Zölle spüren.

Die Unsicherheit über zukünftige Zollerhöhungen schadet der Planungsfähigkeit und verringert die Bereitschaft zur Investition. Viele Firmen ziehen in Erwägung, ihre Handelsaktivitäten mit den USA zu reduzieren, während sich ein Großteil der Unternehmen auf die Erschließung neuer Märkte im europäischen Raum konzentriert, um die Risiken zu diversifizieren. Diese Neuausrichtung kann jedoch nicht kurzfristig stattfinden, und die Unternehmen stehen vor der Herausforderung, die bestehenden Marktanteile zu sichern.

Auftragsmangel und rückläufige Produktion

Die schwierigen Rahmenbedingungen im Außenhandel haben direkte Auswirkungen auf die Auftragslage in Deutschland. Im Juni 2025 verzeichneten die deutschen Industrieunternehmen einen Rückgang der Bestellungen um 1,0 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Während die Aufträge aus dem Inland stiegen, nahm der Auftragseingang aus dem Ausland um 3,0 Prozent ab. Diese Entwicklung steht im Widerspruch zu den Hoffnungen der Analysten, die auf einen baldigen Aufschwung in den Auftragseingängen gehofft hatten. Laut einer aktuellen Umfrage des Ifo-Instituts klagen 37 Prozent der Unternehmen über Auftragsmangel, was besonders besorgniserregend ist, da auch Dienstleistungssektoren stark betroffen sind.

Im Bereich der Produktion zeigt sich ein ähnliches Bild: Der Output im produzierenden Gewerbe ist auf das niedrigste Niveau seit Mai 2020 gefallen. Dieser Rückgang ist nicht nur auf einen Anstieg der Nachfrage, sondern auch auf die Unsicherheiten in der Handels- und Wirtschaftspolitik zurückzuführen. Die Branche bricht unter dem Druck der internationalen Wettbewerbsbedingungen, und die positive Kehrtwende, die viele gehofft hatten, bleibt aus.

Hoffnungen auf das Infrastrukturpaket

Angesichts der negativen Entwicklungen richtet die Bundesregierung ihre Hoffnungen auf ein neu aufgelegtes kreditfinanziertes Infrastrukturpaket. Dieses Paket soll durch eine Grundgesetzänderung ermöglicht werden, die eine Neuverschuldung von etwa 174 Milliarden Euro für das kommende Jahr zur Folge haben wird. Die Regierung erwartet, dass dieses Maßnahmenpaket einen positiven Effekt auf die Wirtschaft haben wird, der in einer Steigerung des Bruttoinlandsprodukts um rund 3 Prozent resultieren könnte.

Allerdings sind die wirklichen Effekte dieser Maßnahmen schwer abzuschätzen, da die meisten Mittel erst im nächsten Jahr zur Verfügung stehen werden und das geplante Budget im Herbst verabschiedet wird. Es gibt Bedenken, dass ein erheblicher Teil der Finanzmittel aufgrund steigender Preise und mangelnder Kapazitäten in der Bauindustrie nicht optimal genutzt werden kann. Viele Unternehmen befürchten, dass der Staat ihnen bei der Vergabe von Aufträgen die Kapazitäten streitig macht.

Fazit: Herausforderungen für die Regierung

Der ersten 100 Tage der CDU-geführten Bundesregierung stehen unter dem Schatten einer anhaltenden wirtschaftlichen Talfahrt. Trotz der eingeleiteten Maßnahmen und Reformen sind die Herausforderungen enorm. Die ungewisse Zukunft auf den internationalen Märkten, vor allem in Bezug auf die Zölle, belasten die deutsche Wirtschaft erheblich. Während das Infrastrukturpaket als Hoffnungsträger gilt, müssen die Verantwortlichen sicherstellen, dass die bereitgestellten Mittel sinnvoll genutzt werden, um einen tatsächlichen wirtschaftlichen Aufschwung zu fördern und nicht nur ein kurzlebiges Strohfeuer zu entfachen.